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Vollständiger Text der Königlichen Botschaft zum 27.Gipfel der Afrikanischen Union
18.07.2016


Ein Prozess befindet sich im Gange unter der Obhut des Sicherheitsrates, um eine Lösung für die Sahara zu erzielen, die afrikanische Union durch ihre wiedergefundene Neutralität könnte in konstruktiver Weise zu dem Zustandekommen dieser Lösung beitragen

Seine Majestät der König Mohammed VI adressierte eine Botschaft an den 27. Gipfel der Afrikanischen Union in Kigali.


Die königliche Botschaft wurde am Sonntag, den 17. Juli 2016, dem tschadischen Präsidenten und dem derzeitigen Vorsitzenden der Organisation der Afrikanischen Union (OAU), Idriss Deby Itno, seitens des Sprechers des marokkanischen Unterhauses, Rachid Talbi Alami, übergeben.

Hierbei folgt der vollständige Text der königlichen Botschaft:

Gelobt sei Gott allein und möge Frieden sowie Segen dem Propheten, seinen Kindern und seinen Gefährten zuteilwerden,

Exzellenz, Herr Idriss Deby Itno, Präsident der Republik Tschad und Vorsitzender des 27. Gipfels der Organisation der Afrikanischen Union,

Ihre Exzellenz Herr Paul Kagame, Präsident der Republik Ruanda und Gastgeber des Gipfels,

distinguierte Staats- und Regierungschefs,

Exzellenzen,

meine Damen und Herren,

mit nicht geringem Maße an Emotion, wende ich mich heute an unsere große, hohe afrikanische Familie.

Ich tue es als Enkel seiner Majestät des Königs Mohammed V, der als einer der emblematischen Figuren der Entwicklung des panafrikanischen Bewusstseins sowie als einer der engagiertesten Architekten der historischen Casablanca-Konferenz 1961 war  – neben den  Präsidenten Jamal Abdel Nasser, Ferhat Abbes, Modibo Keita, Sekou Toure und Kwame N'Kruma – einer Konferenz, die das Aufkommen eines emanzipierten Afrika einläutete und die den Weg für die afrikanische Integration ebnete.

Ich tue es auch als Sohn seiner Majestät des Königs Hassan II, der im selben Jahr die Konferenz der nationalistischen Organisationen der portugiesischen Kolonien einberufen hat, die geduldig zur Stabilität in vielen Regionen unseres Kontinents beitrug und die die Bande der Brüderlichkeit und der Freundschaft mit vielen afrikanischen Ländern verstärkte.

Ich spreche auch als König eines afrikanischen Landes - eines Landes, dessen Identität mit mehreren so viel Meilensteinen ​​und durch Jahrhunderte der menschlichen Verwirbelung durch eine gemeinsame Geschichte und Geographie geprägt ist, bereichert durch altehrwürdige kulturelle und spirituelle Werte.

Ein Land, dessen Engagement für die gerechte Sache keines weiteren Beweises bedarf. Tatsächlich wird mein Land immer von einem unerschütterlichen Glauben an Afrika geführt, in einem Kontinent, das seine Kraft aus dessen wirtschaftlichen Reichtum und Potenzial ableitet, stolz auf dessen kulturelle und geistige Erbe und das zuversichtlich der Zukunft zuschaut.

Herr Vorsitzender,

distinguierte Staats- und Regierungschefs,

Auch wenn es nicht mehr Mitglied der OAU ist, hat Marokko Afrika nie verlassen.

Marokko ist eine afrikanische Nation und wird es immer sein. Und wir alle, Marokkaner, sollen im Dienst Afrikas bleiben. Wir werden an der Spitze der Aktionen sein, die Würde der afrikanischen Bürger zu behalten und Respekt vor unserem Kontinent zu gewährleisten. Dies waren die Worte seiner Majestät des Königs Hassan II in seiner Botschaft zum Gipfel der OAU am 12. November 1984, wo Marokko seinen Austritt bekanntgab.

Diese ausgesprochenen Worte seiner verstorbenen Majestät erwiesen sich als prophetisch und die Schlussfolgerung steht heute klar: Marokko hat sein Versprechen eingelöst.

Drei Jahrzehnte später stand Afrika nie im Herzen der marokkanischen Außenpolitik und ihrer internationalen Aktion wie es heute der Fall ist.

Mein Land hat ein einzigartiges, authentisches und greifbares Süd-Süd-Zusammenarbeit-Modell geschmiedet, das nicht nur möglich gemacht hat, die Zusammenarbeit in den traditionellen Bereichen der Ausbildung und der technischen Unterstützung zu konsolidieren, aber auch die Entwicklung in neuen, strategischen Sektoren wie Nahrungsmittelsicherheit und Infrastruktur zu fördern.

Dieser Prozess wird nicht in absehbarer Zeit zu Ende gehen. Und - ob man es will oder nicht –ist er unumkehrbar.

Die wichtige Beteiligung der marokkanischen Unternehmer und deren starkes Engagement in den Bereichen Banken, Versicherungen, Luftverkehr, Telekommunikation und Wohnwesen  sind so, dass das Königreich jetzt als Investor Nummer eins in Westafrika ist.

Mein Land ist bereits der zweitgrößte Investor im Kontinent und unser Ziel ist es, den ersten Platz zu belegen.

Darüber hinaus ist Marokko Mitglied in zwei der acht regionalen Wirtschaftsgemeinschaften der Afrikanischen Union, nämlich der Arabischen Maghreb-Union (AMU) und der Gemeinschaft der Sahel-Sahara-Staaten (CEN-SAD).

Es hat auch einen Beobachterstatus in der Wirtschaftsgemeinschaft der westafrikanischen Staaten (ECOWAS) und freut sich auf eine vielversprechende Partnerschaft mit der Wirtschaftsgemeinschaft der zentralafrikanischen Staaten (ECCAS). Im Jahr 2009 startete Marokko die Ministerkonferenz der afrikanischen Staaten, die den Atlantik angrenzen.

Darüber hinaus ist die Beteiligung des Königreichs in allen Afrikas bi-regionalen und bi-kontinentalen Partnerschaften ein weiterer Beweis für die Bereitschaft meines Landes, die Interessen des Kontinents auf internationaler Ebene zu verteidigen und den Austausch-Netzwerk zu nutzen, um Afrikas Beziehungen mit dem Rest der Welt anzukurbeln.

Letztendlich getreu einer langjährigen Tradition der Solidarität und des Engagements zugunsten des Friedens in der Welt, ergriff das Königreich Marokko Initiativen, auch nachdem er die OAU verlassen hat,  um die Stabilität und die Sicherheit sicherzustellen.

Dazu gehören die aktive Beteiligung an Friedenseinsätzen in Côte d'Ivoire, in der Demokratischen Republik Kongo und in der Zentralafrikanischen Republik, in den Vermittlungsbemühungen in der Mano-Fluss-Region und in jüngster Zeit in Libyen sowie in dem Wiederaufbau nach Konflikten in Guinea, Sierra Leone, Mali und Guinea-Bissau.

Die Zusagen Marokkos in dieser Hinsicht sind hier mehrheitlich. Erlauben Sie mir, hier aus Anstand und Bescheidenheit aufzuhören.

Und doch, trotz All dem Obengenannten, behaupten weiterhin einige Länder, dass Marokko nicht in der Lage ist, Afrika zu vertreten, wohl weil die Bevölkerung nicht überwiegend schwarz ist. Bedeutet dies, dass Afrika mehr als eine Farbe zu betrachten ist? um weiterhin einschmeichelnd den Fehlinterpretationen unserer Realitäten gleichzukommen.

Ich weiß, dass Afrika und die afrikanischen Kulturen besser sind als viele andere behaupten. Dank meiner zahlreichen Besuche, weiß ich auch, dass die Fakten anderes aussehen und dass ich meine Worte mit Bedacht wähle, ich habe folgendes zu sagen: die afrikanische Realität wird aus erheblichen täglichen Herausforderungen und einem Mangel an materiellen Ressourcen hergestellt; aber Afrika ist auch ein Kontinent der Würde, der Erfolgsgeschichten und des bürgerschaftlichen Engagements.

Darum schaden alle diejenigen, die Marokko verunglimpfen, in der Tat den  Afrikanern  selbst. Die Popularität des Königreichs in Afrika und seine Statur sind gut etabliert und bedürfen keines weiteren Beweises.

Ich bin nicht hier, Marokkos Präsenz in Afrika zu präsentieren. Die Ergebnisse sprechen für sich selbst und für keinen weiteren Kommentar.

Auch bin ich hier nicht, um Lektionen zu erteilen. Ich respektiere die Afrikaner.

Herr Vorsitzender,

distinguierte Staats- und Regierungschefs,

Wenn Marokko aus der OAU austritt, hat es Afrika nie verlassen. Im Jahr 1984 verließ es einfach eine Institution unter ganz besonderen Umständen.

Mein Land hat leidenschaftliche Beziehung mit dem Kontinent erklärt und die Anerkennung einer Pseudo-Entität war verständlicherweise seitens des marokkanischen Volkes zu hart zu akzeptieren.

Tatsächlich ist es schwierig, dass das Königreich zugibt - eine Nation, die in der Geschichte durchtränkt ist – ,dass irgendwie mit einer Entität verglichen wird, die keines der Attribute der Souveränität erfüllt und jeglicher Repräsentativität bzw. Wirksamkeit beraubt ist.

Seit Jahren träumte ich davon, die Gelegenheit wahrzunehmen, um meine Gefühle über diese Wunde mit Ihnen zu teilen. Diese Gelegenheit steht heute zur Verfügung und ich habe keinen Zweifel daran, dass diese hohe Versammlung mir sorgfältig und heiter zuhören wird.

Die unmoralische vollendete Tatsache und der Schlag gegen die internationale Legalität, führte das Königreich Marokko dazu, die Aufteilung Afrikas zu vermeiden und der Preis, den  Marokko zu zahlen hatte, war die schmerzliche Entscheidung, Ihre institutionelle Familie zu verlassen.

Das marokkanische Volk und die treibenden Kräfte der Nation fühlten sich darin einstimmig, dass die Aufnahme einer nichtstaatlichen Einheit, durch Übertretung und Absprachen, etwas war, das sie einfach nicht akzeptieren konnten.

Die Geschichte wird daran erinnern, diese Episode als ein Akt der Täuschung und als einen Missbrauch von Interessen zu betrachten, die es noch aufzuklären gelten  - eine Tat ähnlich wie die Entführung eines Kindes, da die OAU ziemlich ungewürzt zu der Zeit war.

Wie kommen wir dazu? Ich bin dessen sicher, jeder kennt die Antwort, die ganz selbstverständlich ist.

Die Zeit ist gekommen für separatistische Bewegungen, Manipulationen und Finanzierungen und verbrauchte Konflikte in Afrika abzulehnen, um sich auf eine Vorgehensweise zu konzentrieren, sodass die menschliche und die nachhaltige Entwicklung gefördert werden, die Bekämpfung von Armut und Unterernährung und die Gesundheitsversorgung für unsere Menschen zu gewährleisten sowie die Bildung für unsere Kinder bereitzustellen und den Lebensstandard für Alle zu erhöhen.

Diese ethische Anforderung bedeutet, dass wir die Fehlurteile der Vergangenheit und auch immer die Handlungen, die gegen den Lauf der Geschichte gehen, abzulehnen und zu verurteilen.

Herr Vorsitzender,

distinguierte Staats- und Regierungschefs,

Mehr als ein Jahrzehnt nach der Gründung der Afrikanischen Union, ist unser Kontinent immer noch mit der Herausforderung konfrontiert, dass unsere Familie Einheit und Zusammenhalt erreichen möchte.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir uns auf den Weg der Klarheit und des Mutes, den Weg unserer Ältesten begeben – den Weg-, den die ersten Pan-Afrikaner einschlagen wollten.

Ein Kontinent, das lange vernachlässigt wurde, kann Afrika nicht länger ignorieren. Die Zeit, in der unser Kontinent als bloßes Objekt in den internationalen Beziehungen behandelt wird, ist vorbei. Afrika schreitet voran und wird sich in der internationalen Arena durchsetzen. Heute ist es ein aktiver geschätzter Partner in der Debatte der globalen Governance.

Aus diesem Grund und im Hinblick auf die Saharafrage kann das institutionelle Afrika die Last eines historischen Fehlers und eines umständlichen Vermächtnisses nicht mehr ertragen.

Sicherlich ist die Afrikanische Union weder Mitglied der Organisation der Vereinten Nationen, noch der Organisation der Islamischen Zusammenarbeit, der Arabischen Liga oder einer anderen subregionalen, regionalen oder internationalen Institution.

In der Tat bin ich mehr an Haltung in unserem Kontinent interessiert. Wird die OAU weiterhin nicht im Einklang mit deren eigenen nationalen Positionen der Mitgliedstaaten sein, da mindestens 34 Länder der OAU nicht mehr die betreffende Entität erkannt haben bzw. sie erkennen?

Auch in der Gruppe der 26 Länder, die sich für die "Teilungslager" im Jahr 1984 entschied, blieb nur eine kleine Minderheit von einigen zehn Ländern.

Diese positive Entwicklung steht im Einklang mit dem weltweit beobachteten Trend. Seit 2000 haben 36 Länder ihre Anerkennung dieser Pseudo- Entität zurückgezogen.

Die Afrikanische Union ist somit vollständig mit den Entwicklungen des Sahara-Problems auf der Ebene der Organisation der Vereinten Nationen befasst. Ein Prozess befindet sich im Gange, unter der Schirmherrschaft des UNO-Sicherheitsrates, um eine endgültige politische Lösung für diesen regionalen Streit zu erreichen.

Die OAU ist die einzige Organisation, die dabei ist, die Ergebnisse dieses Prozesses zu präjudizieren. Durch eine neu gewonnene Neutralität, könnte jedoch ein konstruktiver Beitrag zur Erreichung dieser Lösung geleistet werden.

Herr Vorsitzender,

distinguierte Staats- und Regierungschefs,

Unsere Freunde haben uns lange darum gebeten, unter Ihnen zurückkehren, so dass Marokko seinen natürlichen Platz innerhalb Ihrer institutionellen Familie in Anspruch nehmen würde. Diese Zeit ist jetzt gekommen.

Bei näherer Betrachtung ist es für uns klar geworden, dass wenn ein Körper krank ist, es besser ist, von innen als von außen behandelt zu werden.

Die Zeit der Ideologie ist vorbei. Unsere Völker brauchen eine konkrete greifbare Aktion. Man kann weder die Geographie ändern, noch der Last der Geschichte entkommen.

In Anbetracht der obigen Ausführungen sollte Marokko nicht außerhalb seiner afrikanischen institutionellen Familie bleiben und seinen natürlichen rechtmäßigen Platz innerhalb der OAU zurückgewinnen. Marokko wird die OAU zu einer robusteren Organisation beitragen - eine, die auf ihre Glaubwürdigkeit stolz ist und die das Drum und Dran einer veralteten Ära entlastet.

Mit der Rückkehr in die afrikanische Familie, zielt Marokko darauf ab, sein Engagement für Afrika zu respektieren und Ihr Engagement in allen Fragen zu stärken, sodass es sich stark fühlt.

Marokko verspricht, konstruktive Beiträge zur Agenda und zu den Aktivitäten der OAU zu leisten.

Marokko, das die COP22-Klima-Konferenz im kommenden November beherbergen wird, wird die Position unseres Kontinents verteidigen, das stark vom Klimawandel und von Fragen der nachhaltigen Entwicklung betroffen ist.

Die Zusammenarbeit, die bereits intensiv mit vielen Ländern auf bilateraler Ebene ist, wird weiter ausgebaut und revitalisiert werden. Marokkanisches Fachwissen und Know-how können daher auf eine noch breitere Skala und in einem schlankeren Rahmen angeboten werden.

Dies gilt insbesondere in Bezug auf Fragen im Zusammenhang mit der Sicherheit und dem Kampf gegen den Terrorismus. Das marokkanische Know-how, das weit auf internationaler Ebene anerkannt ist und seitens vieler Länder gesucht wird - einschließlich seitens europäischer Länder - würde die Sicherheit und die Stabilität in allen afrikanischen Ländern fördern, vor allem in West- und Zentralafrika.

Die gut durchdachte Entscheidung, zu kommen, wird von allen Kräften der Nation unterstützt.

Durch dieses historische verantwortliche Handeln, sucht Marokko innerhalb der OAU, Trennungen zu überwinden.

Herr Vorsitzender,

distinguierte Staats- und Regierungschefs,

Heute will Marokko entschlossen und eindeutig seinen Platz innerhalb Ihrer institutionellen Familie wieder erlangen und mit noch mehr Entschlossenheit und Enthusiasmus seiner Verantwortung nachgehen, um fortzufahren.

Marokko glaubt fest an der Weisheit der OAU und an ihrer Fähigkeit sowie an ihrer  Rechtmäßigkeit, das Fehler auf dem Weg zur Wiederherstellung zu berichtigen. Wie das französische Sprichwort besagt, ist der einzige Beweis der Wahrheit die Offensichtlichkeit.

Vielen Dank.

Wassalamu alaikum warahmatullah wabarakatuh.

-News und Events rund um die Westsahara / CORCAS –


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